Die Geschichte von meinem ersten Tee
- Wen

- 24. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Seit der offiziellen Gründung von „Lose Blätter oder Beutel - Tee Erlebnis“ ist schon ein Jahr vergangen.
Kann ich bereits von meiner Selbständigkeit leben? Die ehrliche Antwort ist: Noch nicht. 😅
Wie hoch ist aktuell meine Motivation, weiter zu machen?
- Sehr hoch! 😀
Wieviele Ideen habe ich noch, oder möchte ich noch ausprobieren?
- Sehr viele! 🤓
Bin ich noch glücklich mit der Entscheidung zur Selbständigkeit?
- Klar ist man nicht jede Minute, jede Stunde und jeden Tag super gut darauf, aber ich bin sehr glücklich und ich genieße es! 😀
Seit dem letzten Sommer war ich viel unterwegs, hauptsächlich um zu lernen, um mich beim Thema Tee weiterzubilden. Es gab ein paar Geschichten, die ich gerne aufschreiben wollte. Und hier ist eine davon.
Ich war sehr häufig in China, insbesondere bei meiner Tee-Lehrerin in der Provinz Guizhou: Am stärksten in meiner Erinnerung geblieben ist das Erlebnis, selbst Tee zu ernten und zu einem grünen Tee zu verarbeiten. 🍃
An jenem Tag waren wir zu dritt bei der Ernte unterwegs, also drei junge Menschen, die keine körperliche Einschränkung haben. Wir verbrachten zwei Stunden auf den Feldern. Da wir keine Blätter von den Plantagen ernteten, sondern nur von den höheren, wild wachsenden Teesträuchern, die weit verstreut sind, war die Erntearbeit weniger "bequem".
Wie war unsere Erfolgsbilanz? Mit der Gesamtmenge der Teeblätter, die wir drei zusammengetragen haben, war es nicht möglich mit den folgenden Verarbeitungsschritten fortzufahren. Es war schlichtweg zu wenig. Meine Lehrerin war nicht überrascht, dass unsere Ernte nicht ausreichend war. Sie war aber überrascht, wie wenig wir am Ende doch ernten konnten.
Damit wir dennoch die Herstellung vom grünen Tee erleben konnten, hat sie zuvor eine Erntearbeiterin mit der „echten“ Ernte beauftragt. Diese Erntearbeiterin, die wir leider vor Ort nicht getroffen haben, ist eine Oma sowie alle anderen Erntearbeiterinnen hier. Sie sind alle älter als 70 Jahre.

Mit ihrer Zuarbeit fuhren wir fort mit der Verarbeitung - ab dem Schritt des Holz-Tragens. Als ich das wenige Brennholz, das längst nicht ausreichte, auf meinen wackeligen Beinen zum Ofen trug, haben meine Lehrerin und die Teemeister herzlich gelacht. Es blieb doch wieder ein symbolischer Akt.

Die Verarbeitung fand in riesigem Wok statt. Durch die Hitze und das händische Rollen sollen die frisch geernteten Teeblätter allmählich vollständig trocken werden. Obwohl es im Raum sehr heiß war, durfte ich meine langärmelige Jacke nicht ausziehen. Die Gefahr beim Wok, der nun auf 270 Grad geheizt wurde, sei zu groß für mich gewesen, mich dabei zu verbrennen. Es folgte ein mehrmaliges Rollen der Blätter im heißen Wok und auf einem flachen, breiten Bambuskorb bis der finale grüne Tee entstand - mein erster eigener Tee! 🍵❤️

Im Hintergrund: ein Teemeister kontrollierte die Stärke des Feuers im Ofen. Er rettete die Blätter vorm Verbrennen, das verursacht wurde durch meine ungeübten Hände. Ein anderer Teemeister überwachte am Wok und griff ein, falls meine Arme zu müde wurden. Noch eine andere Teemeisterin sagte mir, ob der gewünschte Zustand des Tees erreicht wurde…
Die Teemeister waren da, damit ich meinen „Spaß“ haben und mein „Erlebnis“ erleben konnte. Meine Lehrerin fragte nach meinem Gefühl. Ich habe mich ein bisschen geschämt, ihr zu sagen, dass ich wirklich viel Spaß dabei hatte. Ist es nicht Arroganz, ihre echte Arbeit als Spaß für mich zu bezeichnen?
Vieles, was wir an diesem Tag gemacht haben, war von einem symbolischen Akt. Aber der ständige Duft von den frisch geernteten Teeblättern aus meinem Korb war echt, das Gewicht des Holzes auf meinem Rücken war echt, die Hitze, das klebrige Gefühl auf den Händen beim Rollen der Blätter, das Aroma aus dem Wok, all das machte es zu einem wahrlich erfüllenden Tag für meine Seele, der ein perfektes Ende gefunden hat in dem zufällig abgespielten Lied „Take me home, country roads“, als wir vom Feld in die Stadt zurück fuhren. ❤️
Und wie ist mein erster grüner Tee geworden?
Ich würde sagen, er ist genau wie ich: von außen und der erste Schluck ein bisschen süß, ein bisschen blumig. Aber er ist eigenwillig, er schmeckt ein bisschen wie die anderen grünen Tees, will aber nicht das machen, was die anderen tun und definitiv das, was man erwarten würde. Wenn du ihn ganz sanft, mit niedrigerer Temperatur brühst, dann bleibt er auch nett zu dir, gibt dir die süße Note und das Aroma von Ananas. Wenn es ihm aber unangenehm zu lange heiß ist, dann „beißt“ er gerne mal zurück. Er ist genau mein Tee. 🍵

Ich habe nie gedacht, dass ich irgendwann sagen würde: Ich möchte öfter aufs Land in China fahren; Genau so wenig, dass ich grüne Tees mag. Meine Meinung hat sich geändert.

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